Unternehmensbericht 20/21

Umwelt l Soziales l Wirtschaft Unternehmensbericht 20/21 der gwg wuppertal DREI KLANG

UNSER VISION-STATEMENT Wir gestalten die nachhaltigen Quartiere der Zukunft — für ein lebenswertes Zuhause. 3

UNSER DREIKLANG DER NACHHALTIGKEIT. Umwelt, Soziales, Wirtschaft 6 EDITORIAL. Yazgülü Zeybek, Oliver Zier 8 DAS WICHTIGSTE FÜR UNS: UNSERE KUND:INNEN. Kundenzentrierung und -betreuung 16 KUNST IM QUARTIER. Out and about goes gwg 22 DAS GESPRÄCH: NACHHALTIGE QUARTIERE IN WUPPERTAL. Dr. Schneidewind im Gespräch mit Oliver Zier 24 KOMPETENZ UND EMPATHIE: EINFACH MACHEN. Frauen in Führung 30 HERAUSFORDERUNGEN ANGEHEN: ALS UNTERNEHMEN UND ALS GESELLSCHAFT. Ein Statement von Roswitha Bocklage 34 UNSER WEG ZUR KLIMANEUTRALITÄT. CO2-Emissionen 36 WOHNEN, WO STADTGESCHICHTE AUF GRANDIOSE AUSSICHT TRIFFT. Unser Neubauprojekt: „heidter carré“ 38 „ICH MÖCHTE MEINEN SOHN, SO OFT ES GEHT, INS BETT BRINGEN.“ Vereinbarkeit von Familie und Beruf 44 WIE WOHNEN WIR NACHHALTIGER, FRAU LIEDTKE? Ein Interview mit Prof. Dr. Christa Liedtke 46 AUSBILDUNG ALS INVESTITION IN DIE ZUKUNFT. Unsere Aus- und Weiterbildung 50 IM FLOW FÜR DEN UMWELTSCHUTZ. Über Wälder, Wiesen und Rechnungen 56 „STADTENTWICKLUNG NACHHALTIG DENKEN.“ Ein Interview mit Dr. Marc-Oliver Pahl 58 #TEAMGWG Einblicke in unsere Unternehmenskultur 60 EIN STÜCKCHEN LAND. Landwirtschaft unter dem Dach der gwg 64 WIE AUS DEM SINKENDEN BOOT EINE RETTENDE ARCHE WERDEN KANN. Ein Gastbeitrag von Prof Dr. Füllkrug-Weitzel 66 UNTERWEGS IN DIE ZUKUNFT. Mobilität bei der gwg 68 GUT WOHNEN EIN LEBEN LANG. Für jeden das passende Zuhause 72 SOLAR DECATHLON EUROPE 21/22. Wir als Partner des SDE 21/22 80 AUF MEINEM DACH IST EIN GARTEN. Gründächer und die nachhaltigen Projekte 86 ON THE ROAD: UNSERE DIGITALE TRANSFORMATION. Die digitale Roadmap der gwg 90 MODERNISIERUNG – DIE ZUKUNFT IM BLICK. Barrierefreiheit und energetische Sanierungen 94 MITEINANDER LEBEN. Soziales Immobilienmanagement 96 STARKE QUARTIERE UND VERLÄSSLICHE PARTNERSCHAFT. Unsere regionale Verantwortung 100 VON BIENEN UND FLEDERMÄUSEN. Engagement für bedrohte Tierarten 104 DANKE! 108 ÜBER DIESES MAGAZIN. 109 IMPRESSUM. 110 16 30 24 68 80 38 Das „heidter carré“ – ein Einblick in unser Neubauprojekt. Solar Decathlon Europe 21/22 – eine Chance für uns und den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Wuppertal. Unsere Mieter:innen sind das Wichtigste für uns – Kundenzentrierung und -betreuung bei der gwg. Frauen in Führung: ein Interview mit Jessica Schier und Nenja Lindner. Über E-Bikes, Carsharing und die Moderinisierung unseres Fuhrparks – Mobilitätskonzepte bei der gwg. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Oliver Zier im Gespräch über die nachhaltige Quartiersentwicklung in Wuppertal.

Umwelt Soziales Wirtschaft Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Der Gedanke dahinter ist einfach: Wir müssen heute so leben und wirtschaften, dass vorhandene Ressourcen und Lebensgrundlagen für kommende Generationen erhalten bleiben. Das geht nur, wenn Umweltschutz, Soziales und Wirtschaft Hand in Hand gehen und alle drei Dimensionen zusammenspielen. Ganz in diesem Sinne stellt die gwg die Balance zwischen ökologischen Zielen, sozialer Verantwortung und wirtschaftlichem Erfolg in den Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns. Doch was bedeutet das genau? In der Wohnungswirtschaft hat Nachhaltigkeit im Grunde eine lange Tradition. Denn wer baut, denkt langfristig. Wohnraum zu schaffen und zu bewirtschaften, bedeutet für die gwg jedoch mehr als nur Menschen ein Dach über dem Kopf anzubieten. Mieter:innen finden bei der gwg ein lebenswertes Zuhause, heute und in Zukunft. Damit das gelingt, richtet die gwg ihre Unternehmensphilosophie an der wechselseitigen Abhängigkeit der drei Nachhaltigkeitsdimensionen aus: Erst die Rücksicht auf Umwelt- und Klimaschutz schafft lebenswerte Quartiere und damit ein gutes Leben in Wuppertal. Dabei stellt die soziale Verantwortung sicher, dass alle Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Klima wirtschaftlich sind und nicht zulasten der Mieter:innen gehen. Schließlich ist der wirtschaftliche Erfolg die Maßgabe für alles, was die gwg zum Wohle der Umwelt und des sozialen Miteinanders unternimmt. Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie orientiert sich die gwg am Deutschen Nachhaltigkeitskodex – kurz: DNK. Die branchenspezifischen Leitlinien für die Wohnungswirtschaft sind Richtschnur für das firmeninterne Nachhaltigkeitsmanagement bei der gwg. Der DNKKatalog listet 20 Kriterien als Instrument für die Unternehmensberichterstattung auf, die speziell auf Wohnungsbauunternehmen zugeschnitten sind. Unser Dreiklang der Nachhaltigkeit. 6 7

YAZGÜLÜ ZEYBEK Zum Auftakt etwas Musik! Erinnern Sie sich an das Lied von Bobby McFerrin? Sein fröhliches „don’t worry“ klingt heute noch in aller Ohren. In unserer gwg-Siedlung Agnes-Miegel-Straße wurde es zur Kunstaktion: In leuchtenden Lettern prangte der Schriftzug dort von einer Hausfassade. Die Fotoarbeit ist Teil eines Wechselausstellungsprojekts, das Kunst in den öffentlichen Raum bringt und das die gwg neben anderen Akteuren mit Aktionsflächen in Quartieren fördert. Die aufmunternde Botschaft an der Hauswand passt, wie ich finde, mehr denn je in unsere Zeit. Sie setzt den Auswirkungen der Coronakrise etwas Hoffnungsvolles entgegen und macht den Menschen Mut, nach vorn zu schauen. Wir als Unternehmen wollen damit in gleich mehrfacher Weise ein positives Zeichen setzen. 8

10 Das Jahr 2020 hat uns stärker denn je vor Augen geführt, was ein Zuhause für uns bedeutet. Es ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es ist auch ein Rückzugsort, an dem man sich wohl und geborgen fühlt. Es ist aber auch ein Ort des nachbarschaftlichen Miteinanders und des gemeinschaftlichen Lebens in der Stadt. Daran richten wir unser unternehmerisches Handeln aus. Denn Wohnen hört für uns nicht an den vier Wänden oder vor der Wohnungstür auf. Wir schaffen lebenswerte Quartiere. So war die gwg-Siedlung Agnes-Miegel-Straße für die Kunstaktion nicht zufällig gewählt. Sie markiert den Aufbruch im Quartier: Die elf Wohnhäuser, manche bis zu neun Stockwerke hoch, sind über 50 Jahre alt – mit dem typischen Erscheinungsbild der Sechzigerjahre. Sie werden derzeit auf Grundlage eines umfassenden und nachhaltigen Modernisierungskonzepts rundum erneuert, zum Wohle unserer Mieter, die zum großen Teil seit vielen Jahren hier leben. Stadtwandel heute für morgen gestalten Es ist nur eines von vielen Projekten, mit denen wir Stadtentwicklung in Wuppertal voranbringen. Ob Modernisierung oder Neubauten wie das „heidter carré“ – als größte Anbieterin von Wohnraum in der Stadt leitet uns immer die Frage, wie wir Wohnen und Bauen in Wuppertal zukunftsfähig gestalten. Seit 1937 begleitet unser Unternehmen den Wandel der Stadt. Heute mehr denn je stellen uns die ökologischen und ökonomischen Folgen des Klimawandels vor Herausforderungen, auf die wir als sozial verantwortungsvoll handelnder Stadtakteur Antworten finden müssen. Bei allem, was wir tun, folgen wir deshalb dem Dreiklang aus Klima- und Naturschutz, sozialer Verantwortung und wirtschaftlichem Erfolg. Grüne Parks, ein schonender Umgang mit endlichen Ressourcen und der Einsatz nachhaltiger Baustoffe, aber auch moderne Mobilitätskonzepte bringen uns auf den richtigen Weg. Zukunftsgestaltung braucht innovative Ideen. Aber auch unser persönliches Verhalten entscheidet. Schon beim Aufstehen treffen wir klimarelevante Entscheidungen: Wie lange stehe ich unter der warmen Dusche? Wie hoch stelle ich meine Heizung ein? Fahre ich heute mit dem Fahrrad ins Büro? Deshalb legen wir großen Wert auf den direkten Austausch mit unseren Mietern und auf ihre Mitgestaltung in verschiedensten Projekten – vom Bienenhotel über blühende Gemeinschaftsgärten bis hin zu Tipps für die Abfall- vermeidung. Gemeinsam für starke Nachbarschaften Mit unserem Engagement und unserem sozialen Immobilienmanagement setzen wir einen Kontrapunkt zur Anonymität der urbanen Stadt: Wir schaffen Begegnung und fördern den Zusammenhalt der Nachbarschaften. Hier stärken wir das Zusammenleben der Menschen, auch mit Blick auf den demografischen Wandel, der unsere Stadtentwicklung prägt. Dabei bleibt unser oberstes Ziel, allen Menschen in der Stadt – ob Familien, Alleinstehenden, Paaren, Studierenden oder Senioren – ein bezahlbares Zuhause zu bieten. In McFerrins Ohrwurm-Song folgt die Zeile: „Be happy!“ Ich habe das Amt der Aufsichtsrätin mit viel Freude übernommen. Denn eine nachhaltige Quartiersentwicklung mit Blick auf das Gemeinwohl ist mir ein Herzensanliegen. Für gutes Wohnen und Bauen in Wuppertal gibt es viel zu tun. Angesichts unserer guten Geschäftsentwicklung bin ich optimistisch, dass wir mit großen und vielen kleinen Schritten diesem Ziel gemeinsam näherkommen. Meine Überzeugung ist: Was wir heute tun, zahlt sich morgen aus. Ihre Yazgülü Zeybek Aufsichtsratsvorsitzende Yazgülü Zeybek, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat der Stadt, ist Aufsichtsratsvorsitzende der gwg. » Link zum Interview

OLIVER ZIER Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mieterinnen und Mieter, wir bei der gwg haben das Jahr 2020 als rasenden Stillstand erlebt. Einerseits mussten manche unserer Aktivitäten pandemiebedingt pausieren. Andererseits konnten wir in der neuen Lage nicht nur schnell und zuverlässig auf die Anliegen unserer 12.000 Mieterinnen und Mieter reagieren. Wir haben zugleich mit dem Fokus auf unsere unternehmerischen Herausforderungen zahlreiche Projekte weiter vorangetrieben. Dafür sind wir sehr gut aufgestellt, wie der Jahresabschluss 2020 deutlich zeigt. Wir konnten, wie schon im Vorjahr, die Ziele klar übertreffen. Das belegt, dass wir als Unternehmen unser Ohr am Puls der Zeit haben, nachhaltig wirtschaften und aktiv Impulse für eine positive Stadtentwicklung geben konnten. 12

15 Richtschnur sind – im Tagesgeschäft wie bei der Umsetzung unserer Projekte – die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden. So schaffen wir echte Mehrwerte, was oft bedeutet, neue Wege zu beschreiten. Herzstück dieser Innovationskraft ist unsere Digita- lisierungsstrategie, die wir bereits im Frühjahr 2019 in Angriff genommen haben. Wir stellen uns damit für die neuen, komplexen und immer schneller werdenden Anforderungen von heute und morgen auf. Unsere Roadmap reicht nicht nur von digitalen Arbeitsmethoden und -prozessen bis zur Erneuerung unserer ITInfrastruktur. Auch für unsere Kundinnen und Kunden entwickeln wir neue digitale Service-Angebote wie eine komfortable MieterApp oder die virtuelle Wohnungsbesichtigung. Bei aller Innovation aber liegt uns das persönliche Gespräch sehr am Herzen, gerade weil nicht jeder digital vernetzt ist. Daher bleiben wir bei der gwg auch künftig immer persönlich zu erreichen. All dies ließe sich ohne ein hervorragendes Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht erreichen. Wir sind daher sehr stolz, dass wir in den letzten Jahren unsere Arbeitgeberattraktivität stärken konnten – von der systematischen Entwicklung der Führungsarbeit bis hin zur Architektur unserer Unternehmenskultur. Mitarbeiterzufriedenheit ist für uns eine Daueraufgabe. Auf diese Weise entwickeln wir uns weiter zu einem „great place to work“. In diesem Jahr widmen wir uns bei der gwg besonders dem Thema Nachhaltigkeit als Teil unserer Unternehmensphilosophie. Der Dreiklang von sozialer Verantwortung, Umwelt- und Klimaschutz sowie wirtschaftlichem Erfolg ist für uns ein Kompass, an dem wir unternehmerisches Denken und Handeln ausrichten. Als kommunale Wohnungsbaugesellschaft ist dieses Prinzip praktisch Teil unserer DNA, weil Wohnraum zu schaffen und zu bewirtschaften immer auf Werterhalt, Langfristigkeit und Stabilität ausgerichtet ist. Dabei leitet uns in besonderem Maße das Verständnis von Wohnen als Grundrecht. Um unseren Anspruch an modernes Wohnen, nachhaltiges Bauen und den Erhalt bezahlbarer Mieten zu untermauern, haben wir im Jahr 2019 das „Bündnis für Wohnen“ mit der Stadt Wuppertal sowie der Arbeitsgemeinschaft der Wohnungsunternehmen ins Leben gerufen. Es ist uns Verpflichtung und Leitmotiv zugleich. In den nächsten zehn Jahren werden wir rund 190 Millionen Euro in eine nachhaltige Quartiersentwicklung in Wuppertal investieren. Der Löwenanteil entfällt auf die Modernisierung unserer Wohnhäuser im Bestand. Damit verbessern wir nicht nur die Wohnqualität, sondern treiben auch die Energieeffizienz und den städtischen Klimaschutz voran. Mit innovativen Wohnkonzepten reagieren wir zugleich auf die veränderten Ansprüche unserer Kundinnen und Kunden, die der demografische Wandel mit sich bringt. Mit der beispielhaften Sanierung unseres über 90 Jahre alten Wohnhauses in der Sedanstraße haben wir außerdem ein Modellhaus geschaffen, das anderen Eigentümern im Stadtgebiet zeigt, wie energetisches Sanieren mit Denkmalschutz und mieterfreundlichem Modernisieren zusammengeht und sich rentabel umsetzen lässt. Erstmals seit dem Ende der 1990er-Jahre sind wir im Neubau aktiv. Auf dem verbliebenen Grundstück der ehemaligen BremmeBrauerei entsteht derzeit das „heidter carré“. Die Architektur gibt dem Heckinghauser Quartier nicht nur ein modernes Gesicht, sie berücksichtigt auch Grundsätze nachhaltigen Bauens, erfüllt unterschiedliche Wohnbedürfnisse und schafft mit einer viergruppigen Kita im Erdgeschoss neuen Raum für Kinderbetreuungsplätze in der Stadt. Als Akteur der Stadtgesellschaft treiben wir mit vielseitigen Aktivitäten den Wandel der Stadt voran – sei es mit Kunstaktionen, Umweltschutzprojekten oder als Kooperationspartner des Wettbewerbs Solar Decathlon Europe, der 2022 in Wuppertal stattfindet. Mit unserem aktuellen Unternehmensbericht laden wir Sie zu uns ein: Werfen Sie einen Blick hinter unsere Kulissen und seien Sie unser Gast. Herzlichst, Ihr Oliver Zier Geschäftsführung Seit 2012 leitet Oliver Zier als Geschäftsführer die Geschicke der gwg. » Link zum Interview

Das Wichtigste für uns: unsere Kund:innen. In kaum einer anderen Branche ist die Kundenbeziehung so entscheidend wie in der Wohnungswirtschaft. Denn hier werden die Mieter:innen über Jahre und zum Teil Jahrzehnte begleitet. Hinzu kommt, dass Wohnraum mehr als nur ein Grundbedürfnis ist. Eine Wohnung muss den Anforderungen der Mieter:innen entsprechen. Das bezieht sich nicht nur auf die Ausstattung der Objekte, sondern auch auf das äußere Erscheinungsbild und die Serviceangebote innerhalb der Quartiere. Infolgedessen steigt auch der Wettbewerb auf dem Wohnungsmarkt: zwischen den Wohnungsunternehmen ebenso wie zwischen den Kommunen. Wir verstehen kundenzentriertes unternehmerisches Handeln daher als Grundlage für die nachhaltige Wohnungswirtschaft. Tanzbein schwingen geht immer: Karaoke-Sommerabend an der Küferstraße. 16

3.500 70% 80% Sofort-Zufriedenheit. Unser Ziel: unserer Mieter:innen bewerten die Arbeit ihres Objektbetreuers mit der Note 1,5. Über Gemeinsam statt einsam: Großes Los gezogen beim Bingo-Nachmittag in der gwg-Service-Wohnanlage „An der Hardt“. Anrufe gehen monatlich bei der gwg ein. Freundlich und kompetent Oft haben unsere neun Objektbetreuer den direktesten Draht zu unseren Mieter:innen. Sie helfen bei technischen Problemen. Eine Software unterstützt sie dabei: Meldungen von Mieter:innen werden darüber unmittelbar auf das Tablet des zuständigen Objektbetreuers weitergeleitet. Dieser kann das Anliegen dann möglichst schnell bearbeiten. Im direkten Kundenkontakt überzeugen sie sowohl durch ihre technische Kompetenz als auch durch ihr freundliches Auftreten. Über 80 Prozent unserer Mieter:innen bewerten die Arbeit ihres Objektbetreuers mit einer 1,5. Einfach, schnell, persönlich So soll Service sein. Aus diesem Grund haben wir unsere Kundenbetreuung optimiert. Es gibt nur noch eine Servicenummer und eine E-Mail-Adresse. Alle Anfragen werden zunächst durch unseren zentralen Kundendienst entgegengenommen und anschließend an eine unserer vier Kundenbetreuer:innen weitergeleitet. Bei circa 3.500 monatlich eingehenden Anrufen erreichen wir so eine möglichst hohe telefonische Erreichbarkeit. Eine Frage der Qualität Um unseren Kund:innen einen qualitativ hochwertigen Service anbieten zu können, sind unsere Kundenteams bestmöglich ausgebildet und nehmen regelmäßig an Schulungen teil. Gleichzeitig führen wir monatliche Reportings durch, in denen wir unsere Leistungskennzahlen anhand von ausgewählten KPIs überprüfen. Neben der bereits angesprochenen telefonischen 18 19

Vereinbarkeit der Stimmen: Beim Karaoke singt es sich auch mit sicherem Abstand sehr gut. Ein Sommer, der anders war: Um dem Alleinsein im Lockdown entgegenzuwirken, organisierte die gwg für die Mieter:innen ihrer Objekte Balkon-Veranstaltungen mit dem Zirkus Casselly und dem Keyboarder Karl. Erreichbarkeit ist hier insbesondere die Sofort-Zufriedenheit von großer Bedeutung – unser Ziel sind 70 Prozent. Das heißt, von allen eingehenden Kundenanfragen werden 70 Prozent bereits im Erstgespräch geklärt. Wesentliches Steuerungsinstrument stellt die Kundenzufriedenheitsanalyse dar. Die Ergebnisse hieraus definieren unsere Unternehmensstrategie. Digital und zukunftsorientiert Ganz im Sinne unserer digitalen Mission suchen wir immer nach Möglichkeiten, auf die Bedürfnisse unserer Mieter:innen einzugehen und Mehrwerte für sie zu schaffen. So haben wir bereits verschiedene Projekte umgesetzt oder arbeiten derzeit daran. Bereits im Einsatz ist z. B. die Möglichkeit von virtuellen 360°-Wohnungsbegehungen; auch die wichtigsten Dokumente unserer Mieter:innen stehen schon digitalisiert zur Verfügung. Aktuell arbeiten wir weiter daran, unseren Vermietungsprozess zu digitalisieren und ein Mieterportal einschließlich Mieter-App zu realisieren. Die Vorteile für unsere Mieter:innen liegen auf der Hand: Wir sind einfacher und digital erreichbar, das jeweilige Anliegen wird schneller bearbeitet, Anfragen gehen nicht verloren, und wir erzeugen Transparenz in unseren Prozessen. Außerdem birgt die Digitalisierung unserer Abläufe die Chance, neue Services anbieten zu können. Damit wir noch besser werden, arbeiten wir aktuell daran, unsere Angebote und Produkte passgenau auf unsere Kund:innen auszurichten. Aktionen, die begeistern Wir bieten nicht nur vier Wände und ein Dach über dem Kopf an, sondern ein Zuhause, in dem sich unsere Mieter:innen wohlfühlen. Daher haben wir während der COVID-19-Pandemie Aktionen für unsere Mieter:innen durchgeführt, um ein Zeichen gegen das Alleinsein zu setzen und zu zeigen, dass wir als Vermieter für unsere Kund:innen da sind. Anlässlich des „Tages des Nachbarn“ starteten wir einen Aktionsmonat mit verschiedenen Aktionen. Bei einer Zirkusveranstaltung des regional verwurzelten Circus Casselly bestaunten die Mieter:innen und ihre Familien die akrobatischen Einlagen der Artisten. Hinter den Seniorenwohnungen an der Küferstraße sorgte der Entertainer „Keyboarder Karl“ für eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Dabei sang und tanzte er sich in die Herzen der Mieter:innen. Das Finale fand schließlich in unserem Service-Wohnen „An der Hardt“ statt. Der Bingo-Bär, Michael Thürnau, kam und spielte mit den Bewohner:innen zwei Runden Bingo. Von unseren Mieter:innen kamen viele positive Rückmeldungen, und auch unsere gwg-Mitarbeiter:innen waren durchweg begeistert. 20

Kunst im Quartier. Die Künstler Birgit Pardun und Frank N machen mit ihrem Projekt „out and about“ den öffentlichen Raum zur Kunstgalerie. Die Kooperation mit der gwg hat jedoch einen anderen Schwerpunkt: „Das ist erst einmal eine Aktion für die Mieter und Anwohner“, sagt Frank N. Das erste „Kunst am Haus“-Objekt wurde an einem Flachbau mit einer fensterlosen Schauseite von etwa 14 × 3,80 m vor der Hausnummer 11 der Agnes-Miegel-Straße präsentiert. Ein Motiv, dessen Message „don’t worry“ mehr denn je in unsere Zeit passt. Nach ein paar Monaten wird die Ausstellungsfläche an andere Künstler weitergegeben. Die Aktion wird künftig auf weitere gwg-Quartiere ausgedehnt. Kunst in die Quartiere bringen, um so den Zugang für alle Bevölkerungsschichten zu ebnen, zugleich auf die lokale Kunst- und Kulturszene aufmerksam machen und diese fördern – das ist das Anliegen der gwg im Sinne ihres sozialen Engagements. Darin sieht auch Frank N Perspektiven: „Es geht für uns Künstler darum, auch in dieser schwierigen Zeit präsent zu bleiben.“ 22

Nachhaltige Quartiere in Wuppertal. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist eine der großen sozialen Fragen unserer Zeit. Zugleich müssen Städte auf den Klimawandel und auf demografische Veränderungen in der Stadtgesellschaft reagieren. Wie gelingt es unter dem Vorzeichen einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung, alle Ansprüche miteinander zu vereinbaren: alten Gebäudebestand zu modernisieren, neuen Wohnraum zu schaffen und dabei attraktive lebenswerte Nachbarschaften zu fördern? Über Nachhaltigkeit in der Stadt imWandel diskutieren Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und gwg-Geschäftsführer Oliver Zier im Dreiklang-Gespräch. Wenn wir von „Quartieren“ sprechen, reden wir von größeren Neubauprojekten genauso wie von der Entwicklung ganzer Stadtviertel. Was bezeichnet der Begriff eigentlich genau und warum ist das Quartier in den Mittelpunkt der Stadtentwicklungspolitik gerückt? SCHNEIDEWIND: Das Quartier hat so sehr an Bedeutung gewonnen, weil sich die Leitbilder für Stadtentwicklung erheblich gewandelt haben. In den 50er-Jahren wurden Städte autogerecht gedacht und räumliche Funktionen radikal getrennt. Heute diskutieren wir über Leitbilder, die sie wieder zusammenbringen. Die Pariser Oberbürgermeisterin Anne Hidalgo zum Beispiel spricht gern von der „15-Minuten-Stadt“. Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Erholung – alles ist zu Fuß oder per Fahrrad in 15 Minuten zu erreichen. Darum sind Quartiere so zentral, weil ich dort idealerweise alles vor Ort habe. Was das an Lebensqualität ausmacht, haben wir ja in der Coronakrise gemerkt, wenn ich eben nicht extra in einen Bus steigen muss, um irgendwohin zu kommen. ZIER: Das Schöne an dem Begriff des Quartiers ist, dass er nicht geschützt ist. Das macht seinen Reiz aus: Man kann ihn besetzen, und das tun wir in der Wohnungswirtschaft auch. Das Quartier ist für uns in den letzten Jahren die zentrale Bezugsgröße geworden, weil es als maßstäbliche Ebene nicht zu klein und nicht zu groß ist, um Veränderungsprozesse und Transformationen umsetzen zu können. Wir haben im Quartier zwei Komponenten dafür. Ich nenne es gern die „Hardware“, also die Gebäude und die Außenanlagen, und die „Software“, das soziale Miteinander und die gelebte Nachbarschaft. Mit dieser Kombination von Hard- und Software kann man gerade auf Quartiersebene viel bewirken: Sie ist groß genug, um etwas Sichtbares zu erreichen, und klein genug, um in überschaubaren Zeiträumen zu Erfolgen zu kommen. Das macht den Charme des Quartiermaßstabes aus. Was bedeutet der Anspruch einer nachhaltigen Quartiersentwicklung für Sie? ZIER: Unser Ziel ist es, lebenswerte Quartiere zu schaffen und Menschen ein Zuhause zu geben. Die Frage, wie Wohnraum bezahlbar bleibt, wurde in den letzten Jahren vor allem vor dem Hintergrund der Anforderungen des demografischen Wandels diskutiert. Jetzt kommt das Thema Klima und Umweltschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe hinzu. Unter diesem Aspekt bezahlbares Wohnen weiterhin zu gewährleisten, ist eine große Herausforderung. Dabei geht es längst nicht mehr darum, ob wir das klimaneutrale Quartier wollen, sondern nur noch um die Frage, wie wir das erreichen. Für uns spielt dabei der Dreiklang der Nachhaltigkeit eine maßgebliche Rolle. Das heißt: eine Balance zu finden zwischen den Herausforderungen des Klima- und Umweltschutzes und der sozialen Verantwortung einerseits und der Frage der Wirtschaftlichkeit andererseits. Denn als diejenigen, die das umsetzen sollen, müssen wir natürlich auch von dem leben können, was wir da tun. SCHNEIDEWIND: Das ist in der Tat eine große Herausforderung. Klimaschutzmaßnahmen beim Modernisieren kosten immer das Gleiche, egal ob die Wohnung später zu einem Quadratmeterpreis von sechs oder fünfzehn Euro vermietet wird. Bei einem niedrigen Mietpreisniveau wie hier in Wuppertal müssen Wohnungsbauunternehmen nicht allein auf die Kaltmiete schauen, sondern sich vielmehr fragen: Wie kann die erhebliche Energieeinsparung, die durch eine Sanierung möglich wird, 2020 wählten die Wuppertaler:innen Uwe Schneidewind zum Oberbürgermeister ihrer Stadt. 25 25

Investiert nicht nur materiell in lebenswerte Quartiere: gwg-Geschäftsführer Oliver Zier. die Mieter so entlasten, dass ein Teil der Investitionskosten über höhere Kaltmieten wieder reinkommt? Es geht aber nicht nur mit technologischen Maßnahmen. Wir sollten auch im Blick haben, wie wir Energieeinsparung durch verhaltensorientierte Maßnahmen erreichen können. ZIER: Wenn wir uns anschauen, wo im Energiebereich Klimabelastungen entstehen, dann liegen 70 bis 80 Prozent davon außerhalb unserer Einflusssphäre als Wohnungswirtschaft. Deswegen glaube ich, dass wir die Klimaschutzziele bis zum Jahr 2045 nur erreichen werden, wenn alle Sektoren zusammen daran arbeiten. Ein Beispiel dafür ist das Thema Fernwärme. Und genau da kommt die lokale Ebene ins Spiel, die die relevanten Akteure dafür zusammenbringen kann. Wir müssen die Herausforderungen gemeinsam angehen. Dazu brauchen wir mehr Kooperationen der Akteure vor Ort, aber auch regulativ viel mehr Freiheitsgrade, die wir im Moment nicht haben, wie beim Thema Mieterstrom. Dazu gehören aber auch – das haben Sie, Herr Schneidewind, vollkommen zu Recht gesagt – die Mieterinnen und Mieter, die natürlich einen hohen Anteil daran haben, wie wir mit Energie künftig umgehen. Eine weitere Herausforderung ist die breit gestreute Einzeleigentümerstruktur im Wuppertaler Immobilienmarkt. Wie bringt man diese Akteure mit an einen Tisch? SCHNEIDEWIND: Da führt wieder die Quartiersebene zur Lösung. Wenn wir, wie im Klimaquartier Arrenberg, Nahwärmenetze aufbauen wollen, muss man die vielen Hauseigentümer zusammenbringen, damit das funktioniert. Am besten gelingt das über die Identifikation mit dem Quartier. Als Stadt versuchen wir, dafür die richtigen Plattformen zu bilden. Vieles wird davon abhängen, wie die Förderkulissen sich weiterentwickeln. Wir wissen aber auch, dass es dann immer noch viel Informations- und Überzeugungsarbeit braucht. Da kommen die kommunalen Wohnungsbauunternehmen ins Spiel, die mit größeren Wohnungsbeständen in den Quartieren präsent sind. Sie können ihr Sachwissen an die privaten Eigentümer weitergeben, ihnen zeigen, was heute schon geht, und sie motivieren, selbst zu investieren. ZIER: Ein Beispiel dafür ist unser Modellhaus-Projekt, das die gwg in einer Arbeitsgemeinschaft mit anderen Akteuren entwickelt und dann in einem Objekt am Sedansberg umgesetzt hat. Es ist ein Anschauungsobjekt geworden, das zeigt, wie man modernisieren kann, ohne als Profi im Bereich der Vermietung unterwegs zu sein. Das wird gewisse Sogwirkungen und Nachzieheffekte haben. Bei der Stadtentwicklung braucht es immer die First Mover, die schließlich das ganze Feld in Bewegung bringen. Braucht es vielleicht auch mehr Vorgaben, wie zum Beispiel die Solarbaupflicht, wie sie kürzlich in Berlin beschlossen worden ist? SCHNEIDEWIND: Wir hätten die hohen energetischen Standards im Neubau nicht, wenn sie nicht klar vorgeschrieben wären. Andererseits merken wir im Bestand, dass Vorgaben auch blockierend wirken können. Ob eine Solarbaupflicht wirklich Sinn macht, wird sich zeigen. Denn welchen Energiemix eine Stadt braucht, hängt auch von ihrem Gebäudebestand ab. Einseitig auf den Solarpfad zu setzen, muss nicht in jeder Situation die allerbeste Lösung sein. 26

ZIER: Potenziale zu nutzen ist der zielführendere Ansatz. Ich bin überzeugt, dass wir in Sachen Solarenergie in Wuppertal noch tolle Sachen machen können – egal, ob das die institutionellen Akteure sind oder der ganz normale Einzeleigentümer freiwillig diese Schritte geht. Wir brauchen aber hierzu verlässliche Rahmenbedingungen, wie beim Thema Mieterstrom etwa, um mehr Dynamik reinzubringen und Anreize zu bieten, etwas auszuprobieren. SCHNEIDEWIND: Da bin ich beim Solarstrom ganz bei Ihnen. Die Anreize, in Anlagen zu investieren, haben ja nicht nur mit den möglichen Kosteneinsparungen zu tun, sondern auch mit dem Gefühl der Energieautonomie – auch bei Quartierslösungen. Viele der Regularien erschweren das nur. Da könnte eine Bundesregierung wirklich liefern, ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen. Es braucht weiter politischen Druck; das wäre dann ein Win-Win für alle Seiten. Schauen wir auf das Thema Neubau. Wir brauchen ja nicht nur renovierte Wohnungen, sondern überhaupt mehr Wohnraum. Wie steht es um die Neu- bauquote in Wuppertal? SCHNEIDEWIND: Unsere Neubauquote ist nicht überbordend, auch weil wir es mit gewaltigen Flächenengpässen zu tun haben. Wir sollten uns vor Augen führen, dass der Pro-Kopf-Quadratmeterverbrauch in den letzten Jahrzehnten gewaltig in die Höhe gegangen ist – von etwas über 20 auf jetzt über 40 Quadratmeter. Die Lösung der Wohnungsnot liegt nicht allein im Zubau, sondern auch in anderen Wohn- und Nutzungskonzepten. Deswegen ist für mich die Wuppertaler Antwort nicht allein ein Ausbauprogramm für das klassische Wohnen, sondern der Austausch mit den Wohnungsbaugesellschaften als Partner, um solche Konzepte klug zu diskutieren. Laut einer aktuellen Umfrage würde jeder zweite Mieter gerne umziehen, findet aber keine geeignete Wohnung, weil die Alternativen entweder zu groß, zu klein oder zu teuer sind. Wie lautet die Lösung: Neue Flächen erschließen oder nachverdichten? ZIER: Ich stimme Ihnen zu, Herr Schneidewind. Wir müssen das Thema auch über neue Nutzungskonzepte vorantreiben. Da probiert die Wohnungswirtschaft durchaus tolle Dinge aus. Im Bestand ist das, um der Wahrheit die Ehre zu geben, allerdings sehr aufwendig – und dann landen wir wieder bei der Frage der Bezahlbarkeit des Wohnens. Deshalb brauchen wir auch mehr von anderen Lösungen. Wir stehen in Wuppertal im Wettbewerb mit umliegenden Kommunen. Unsere direkten Nachbarn, wie z. B. die kleine Gemeinde Schwelm, haben uns in den letzten Jahren potente zahlungskräftige Kundschaft über die Stadtgrenze abgeworben, weil der Markt in Wuppertal in diesem Segment über kein nennenswertes Angebot verfügt. Dieser Abwanderung müssen wir entgegenwirken und gute passende Angebote liefern – egal, ob es Barrierefreiheit, Wohnkomfort, energetische Optimierung oder andere Merkmale sind. Ich möchte im Wettbewerb mit unseren Umlandgemeinden nicht verlieren, denn Wuppertal ist eine tolle Stadt, in die Leute hinziehen sollten, anstatt wegzuziehen. SCHNEIDEWIND: Wir müssen den Mut haben, ein klares Profil zu entwickeln: Wuppertal wird auch in den kommenden Jahren für urbanes Wohnen stehen. Damit wird Nachverdichtung wichtig, ganz im Sinne der 15-Minuten-Stadtidee. Wer weiterhin ein Einfamilienhaus mit großem Garten will, für den haben wir in Wuppertal nicht genug Flächen. Da sind Umlandgemeinden, die entsprechende Flächen ausweisen können, besser aufgestellt. Ich glaube aber, dass wir für urbanes Wohnen heute schon hochinteressante Alleinstellungsmerkmale haben. Das ist zwar eine schwierige Diskussion, aber angesichts des knappen Guts Fläche kommen wir nicht umhin, sie zu führen – auch mit den Wohnungsbaugesellschaften. ZIER: Ich freue mich, dass wir den Architekturwettbewerb Solar Decathlon bei uns in der Stadt haben, der interessante Impulse für Nachverdichtungslösungen liefern wird. Im Moment fehlen bestimmte Merkmale im Wohnangebot unserer Stadt. Das zeigt unser Neubau-Objekt „heidter carré“: Noch bevor die Baugenehmigung erteilt war, erhielten wir schon Anfragen. Die Nachfrage ist aktuell riesengroß, was auf einen gewissen Mangel hindeutet. Natürlich müssen wir für verschiedene Lösungen offen sein und auch im Bestand schauen, wie wir Wohnqualität für die Zukunft schaffen – groß, klein, barrierefrei. Dafür braucht es aber noch ein bisschen Schwung. Wenn Sie nach vorne schauen: Wie sähe ein Wuppertal der Zukunft aus? SCHNEIDEWIND: Ja, das ist ja ein Thema, das uns intensiv beschäftigt. Mein Anspruch ist, dass wir dann einer der spannendsten urbanen Räume in NordrheinWestfalen sind, weil wir vieles von dem, was neue stadtpolitische Leitbilder zeigen, hier abbilden: hohe urbane Qualität mit einem breiten Spektrum an tollen Wohnmöglichkeiten, ohne immer auf das Auto angewiesen zu sein. ZIER: Mein Wunsch ist, dass wir lebenswerte Quartiere schaffen, die in Zukunft noch ganz andere dienende Funktionen erfüllen – für die Mobilität der Zukunft, aber auch für digital vernetzte Quartiere im Sinne der Energiewende und des Klimaschutzes. Ich habe die Hoffnung, dass alle Akteure, die dazu etwas beitragen können, gemeinsam vieles dafür in Bewegung setzen. Herzlichen Dank Ihnen beiden für das Gespräch. 49m² 33m² um mehr als ein Drittel höher als die Wohnfläche pro Kopf in Zwei-Personen-Haushalten mit Die Mitglieder von Haushalten mit drei oder mehr Personen beanspruchten sogar nur eine durchschnittliche Fläche von Kira Crome ist freie Fachjournalistin für Nachhaltigkeitsthemen. Sie schreibt für verschiedene Medien und Institutionen über Klimaschutz, nachhaltiges Wirtschaften und Leben, Mobilität und erneuerbare Energien. 68m² Wohnfläche pro Kopf oder Vergleich von belegtem Wohnraum nach Haushalten: Im Jahr 2018 lag die Wohnfläche pro Kopf in Ein-Personen-Haushalten mit » Link zum Interview 28

Die Vorteile davon aufzuzählen, warum Frauen in Führungspositionen gehören, ist nicht mehr zeitgemäß. Längst ist klar, warum Unternehmen davon profitieren, wenn die Führungsebenen divers besetzt sind. Allerdings gibt es immer noch viel zu tun. Lediglich zehn Prozent der Führungspositionen im TopKompetenz und Empathie: einfach machen. Die Frau in der Führung ist in der Branche noch nicht selbstverständlich. Bei der gwg geht Nenja Lindner als positives Beispiel voran. management sind im Bergischen Städtedreieck von Frauen besetzt.* Die Immobilienwirtschaft liegt mit dem Anteil von Frauen in Führungsebenen hinter der Spitze der deutschen Wirtschaft zurück** – keine gute Position für die Zukunftsfähigkeit der Branche. » Link zum Interview 30

* Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck / ** F!F, Initiative der deutschen Immobilienwirtschaft für mehr Frauen in Führungs- positionen. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. / *** Redaktionell bearbeitete Auszüge / **** Die Gründerin des Online-Möbelhauses Westwing. LINDNER: Ich empfinde meine Verantwortung gegenüber den Mitarbeiter:innen eher als Begleitung und Unterstützung. Es geht nicht darum, männliche und weibliche Führungskompetenzen zu vergleichen, sondern Unternehmen so divers wie möglich zu führen. Welche besonderen Vorteile sehen Sie? LINDNER: Insgesamt bekommen wir die Rückmeldung, dass wir in den Führungszirkeln auch emotionaler diskutieren können und dass dies als positiv wahrgenommen wird: Emotionalität als Erweiterung der Kompetenzbereiche. Diversität bezieht sich aber auf mehr: die jeweiligen Charaktere, die kulturellen Hintergründe, das Alter, die Erfahrungen und die persönlichen Werte. In unseren Führungsriegen gibt es nicht nur einen Wandel, weil Frau Schier und ich jetzt dazugekommen sind, sondern weil wir hier aktiv einen Kulturwandel betreiben – wir sind schon sehr bunt. Sie sind also in einem positiven Veränderungsprozess – was muss sich in Unternehmen noch bewegen, damit die Führungspositionen nachhaltig divers besetzt werden? LINDNER: Die Arbeitswelten müssen noch flexibler werden. Nicht nur für Frauen, sondern für alle Beschäftigten. Familienleben und Karriere dürfen sich nicht ausschließen: Elternzeit, Teilzeitmodelle und mobiles Arbeiten sind hier wichtige Themen. SCHIER: Eine unserer männlichen Führungskräfte ist in Elternzeit gegangen. Das war ein wertvolles Signal. Haben Sie Vorbilder? SCHIER: Eine schöne Frage, aber tatsächlich habe ich nicht das eine Vorbild. Es sind eher einzelne Eigenschaften von Menschen aus meinem Umfeld, die mich inspirieren. LINDNER: Delia Fischer****, die Gründerin von Westwing, hat schon sehr jung ein großes Unternehmen aufgebaut, ist visionär und mutig; hat jetzt ein Kind bekommen. Sie ist nicht mein Vorbild, aber sie inspiriert mich. ... während Nenja Lindner die Stabsstelle Marketing und Unternehmensentwicklung der gwg leitet. SCHIER: Ich habe meine Ausbildung 2016 abgeschlossen und dann erst einmal ein Jahr ausschließlich hier gearbeitet. Da war aber immer so ein Gefühl, dass mir noch etwas fehlt, und deshalb habe ich 2017 bis 2020 nebenberuflich den Lehrgang zur staatlich geprüften Betriebswirtin in Fachrichtung Wohnungswirtschaft und Realkredit gemacht. Die gwg hat mich in der Zeit der Weiterbildung immer unterstützt. Direkt nach dem Abschluss wurde mir die Stelle als Teamleiterin im Immobilienmanagement angeboten – das hat mich ein bisschen überrascht, aber auch gefreut. Es ist ganz klar eine Herausforderung, der ich mich aber gerne stelle. In meinem Team sind zwölf Mitarbeiter:innen. LINDNER: Auf jeden Fall haben wir gemeinsam, dass wir Eigengewächse sind. Bereits im zweiten Ausbildungsjahr bin ich in eine verantwortliche Position gerutscht. Ich sage bewusst gerutscht, denn das hatte ich nicht strategisch geplant. Im Hause wurde die Stabsstelle Unternehmenskommunikation frei, und ich bekam das Angebot, diese Position zu übernehmen: „Wir sehen Ihr Potenzial und wie engagiert Sie sind – haben Sie Lust?“ Ein großer Vertrauensbeweis der Geschäftsführung. Und ich hatte Lust. Genau wie Frau Schier habe ich mir gesagt: „So eine Chance bekommst du kein zweites Mal – einfach machen!“ Nach ein paar Wochen Einarbeitungszeit durch die ehemalige Kollegin war es mein Bereich – parallel zur Ausbildung. Gleich zu Beginn machte ich eine Zusatzqualifikation als Marketingreferentin; aber bis heute gehört das ständige Lernen, sei es theoretisch über Seminare oder praktisch durch mutiges Ausprobieren im Arbeitsalltag, ganz einfach dazu. So bin ich mit meinen Aufgaben gewachsen und habe viel mitentwickelt. Seit dem letzten Jahr bin ich auch Führungskraft. Das Thema Unternehmenskultur spielt bei der gwg eine große Rolle. Es gab viele Workshops und die Entwicklung von Cul- ture Hacks. Inwieweit spielt der Zusammenhalt im Team für Sie eine Rolle und welchen Einfluss hat er auf Ihre persönliche Führungskultur? SCHIER: Wir haben hier einen sehr kollegialen Umgang miteinander. Viele von uns kennen sich bereits seit der Ausbildung. Der ganz große Vorteil: Wir haben Vertrauen zueinander. So ist das Führen von Mitarbeiterentwicklungsgesprächen auf Augenhöhe – insbesondere dann, wenn tendenziell unangenehme Themen angesprochen werden müssen – durch ein vertrauensvolles Miteinander dennoch gut möglich. LINDNER: Begegnung auf Augenhöhe und Menschlichkeit sind für mich die Hauptzutaten, wenn wir von guter Führung sprechen. Für mich ist es wichtig, die Bedürfnisse und Lebensumstände der Kollegen zu kennen. Dazu kommen auf jeden Fall Offenheit und Transparenz im Handeln. Mein Führungsstil wird durch Empathie bestimmt. Auch Achtsamkeit ist ein Schlüsselbegriff für mich, damit wir gut und vertrauensvoll miteinander arbeiten können. SCHIER: Und: Zuhören – das ist ganz wichtig. Mit Jessica Schier und Nenja Lindner sind bei der gwg wuppertal zwei Frauen in die Führungsriege aufgestiegen. Beide haben ihre Ausbildung zur Immobilienkauffrau im Unternehmen absolviert. Ein Gespräch*** über Führungsstil, Visionen und Herausforderungen. Jessica Schier ist Teamleiterin im Immobilienmanagement ... 32 33

Herausforderungen angehen: als Unternehmen und als Gesellschaft. Roswitha Bocklage, Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung und Antidiskriminierung, Stadt Wuppertal „Im Kontext des Themas Nachhaltigkeit ist es die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN. Die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen, die 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde, spricht ausdrücklich vom Ziel einer ‚Gleichstellung der Geschlechter‘ (Ziel 5). Mit diesem Ziel soll erreicht werden, dass alle Frauen und Mädchen ein selbstbestimmtes Leben führen. Aber dies ist aufgrund von Rollenklischees und geschlechtsspezifischen Zuschreibungen sowie bestehenden Rahmenbedingungen ein langer Weg. Es gibt viel zu tun: Die Aufwertung sogenannter ‚Frauenberufe‘, die stärkere Beteiligung von Frauen an gut dotierten Jobs und in Führungspositionen, die partnerschaftliche Verteilung von Haus- und Sorgearbeit, eine Verringerung der Teilzeittätigkeit von Frauen bzw. eine Erhöhung der Teilzeittätigkeit von Männern, die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege durch Unternehmen für Eltern und sorgende Beschäftigte, die Entlastung von Ein-Eltern-Familien und eine verlässliche Kinderbetreuung sind die Rahmenbedingungen, unter denen nachhaltige Geschlechter-Gleichstellung möglich ist. Aber es geht auch darum, eine Kultur der Antidiskriminierung und der Wertschätzung von Diversity aufzubauen. Unternehmen profitieren von einer diskriminierungsfreien Kultur, von der Wertschätzung der Unterschiede und von dem Blick auf Potenziale, die die Menschen in Unternehmen mitbringen. Und dabei geht es nicht nur um die Gleichstellung von Frauen und Männern, sondern um die aktive Suche nach Vielfalt in Teams, egal auf welcher Hierarchiestufe.“ 34

Eine einfache Rechnung Um die CO2-Emissionen auf null zu bringen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder senkt man den Energieverbrauch oder man verwendet einen klimaneutralen Energieträger. Doch da sich der Energieverbrauch zwar reduzieren, aber nicht vermeiden lässt, gibt es nur eine Chance: Wir müssen grüne Energien verwenden. Neben der Nutzung von Fernwärme sehen wir insbesondere bei Nahwärmenetzen großes Potenzial. 2040 der letzte Zwischenstopp 85 Prozent Reduktion gegenüber 1990 – ambitioniert, aber machbar. 2045 neutral, aber nicht null Das große Ziel heißt Klimaneutralität 2045. Zwar werden wir den Energieverbrauch voraussichtlich nicht auf null senken können, aber durch Begrünung von Dächern und Fassaden sowie das Pflanzen von Bäumen und Grünanlagen schaffen wir Kompensation und senken so die CO2-Emissionen auf null. Ein Muss Aktuell befinden sich circa 730 Wohnungen mit dezentralen Heizungen in unserem Bestand. Perspektivisch müssen wir diese Anlagen zentralisieren. Das heißt, die gesamten Anlagen inklusive der Rohre werden ausgetauscht. 1990 ein wichtiges Jahr Der CO2-Ausstoß der deutschen Wohnungswirtschaft lag bei ca. 50 kg/m²a. Dieser Wert ist entscheidend: denn er markiert unseren Start- und Bezugspunkt auf unserem Weg hin zur Klimaneutralität 2045. 2019 nur ein Zwischenstand Durch die Modernisierungen des Bestandes bei gwg konnten wir unsere CO2-Emissionen in Hinblick auf 1990 um mehr als die Hälfte reduzieren. Doch hier ist noch nicht Schluss. 2030 auf einem guten Weg Das Ziel ist klar! In den nächsten zehn Jahren werden wir unsere CO2-Emissionen weiter reduzieren – und das um 68 Prozent gegenüber dem Bezugswert von 1990. Um das zu erreichen, planen wir schon jetzt die Nutzung erneuerbarer Energien. Unser Weg zur Klimaneutralität. 36 37

Auf den ersten Blick wirkt Heidt nicht bemerkenswert. Doch wer durch das Wohnquartier oberhalb der Wupper bis hinauf zu den Barmer Anlagen spaziert, stößt an vielen Ecken auf interessante Spuren der Wuppertaler Industriegeschichte. Mit 4.500 Objekten steht Wuppertal gleich hinter Köln ganz oben auf der nordrhein-westfälischen Denkmalliste. Ein paar davon finden sich in Heidt, unweit des markanten Heckinghauser Gaskessels. In den Fabrikgebäuden ehemaliger Bandwebereien gaben früher Maschinen den Takt für das Leben im Tal vor. Wo damals Borden, Litzen und Hutbänder hergestellt wurden, bekommt das Quartier ein neues Gesicht. Heute entsteht hier neues Wohnen. Auch auf dem Gelände der ehemaligen Traditionsbrauerei Carl Bremme wird nun nach vielen Jahren die letzte Brachfläche erschlossen: Hier schafft die gwg neuen Wohnraum in attraktiver Nähe zwischen City und Stadtpark. Typisch für Wuppertals Tallage führt die Straße entlang des ehemaligen BremmeGeländes steil bergauf. Wo noch bis in die 1990er-Jahre hinein im industriellen Stil Bier gebraut wurde, steht jetzt ein Supermarkt. Lange hatte die Brauerei zu den größten des Rheinlands gezählt – bis zur Übernahme durch einen noch größeren Konkurrenten. Danach lag das 14.000 Quadratmeter große Areal brach, bis die gwg als Eignerin das Herzstück an das Einzelhandelsunternehmen Edeka verkaufte. Ein weiterer Teil mit dem historischen Sudhaus ging an ein Wuppertaler Immobilienunternehmen. Unerschlossen blieb lediglich ein Grundstücksstreifen am oberen Ende des Areals an der Unteren Lichtenplatzer Straße. Dort fand im Mai 2020 der symbolische Spatenstich für den Neubau statt. „Mit diesem Projekt unterstreicht die gwg ihre wichtige Rolle amWuppertaler Wohnungsmarkt“, sagt gwg-Geschäftsführer Oliver Zier. „Und das, ohne für attraktives Wohnen in der Stadt unbebaute Flächen zu verbrauchen.“ Neubau mit mehrfachem Nutzen für das Quartier Die Lage am Berg bietet mehr als eine herrliche Aussicht über die Stadt. Das „heidter carré“ setzt ein ungewöhnliches Nutzungskonzept um: 30 barrierearme Mietwohnungen mit unterschiedlichen Größen zwischen 50 und 120 Quadratmetern – Im Heidter Quartier schlummert Industriegeschichte. Heute baut die gwg auf der letzten Brachfläche der ehemaligen Bremme-Brauerei neue Wohnungen. Mit einem für Wuppertal ungewöhnlichen Nutzungskonzept bietet das „heidter carré“ mehr als einen weiten Blick über Wuppertal. 30neue Wohnungen 2.500m² mit einer Gesamtwohnfläche von Wohnen, wo Stadtgeschichte auf grandiose Aussicht trifft. 39

55% 50 und 120m² Die Wohnungsgröße liegt zwischen darunter sogar eine rollstuhlgerechte – bieten Platz für verschiedene Wohnbedürfnisse, für kleine Single- oder Seniorenhaushalte ebenso wie für Familien mit Kindern. Zugleich entsteht im Erdgeschoss auf fast 800 Quadratmetern Raum für eine viergruppige Kindertagesstätte. „Die Kombination von Mietwohnungen und Kindertagesstätte in einem Gebäude ist einmalig für einen Neubau in Wuppertal“, sagt Wolfgang Renner, zuständig für das Portfoliomanagement und die Finanzierung bei der gwg. Mit dem Konzept legt die gwg einen Grundstein für eine erfolgreiche Quartiersentwicklung. Urbanes Wohnen gewinnt an Attraktivität, beobachtet auch die Stadtforschung. Arbeit und Familie zu koordinieren wird leichter, wenn die Wege kurz sind und Einkaufen, Freizeitmöglichkeiten, Betreuungs- und Bildungsangebote in der Nähe liegen. Die neuen Betreuungsplätze am Heidter Berg werden dringend gebraucht. „In Wuppertal fehlen rechnerisch 1.000 Plätze in der Kindertagesbetreuung“, sagt Frank Gottsmann, Geschäftsführer des AWO-Kreisverbands Wuppertal. Für den Wuppertaler Wohlfahrtsverband, der die Trägerschaft übernimmt, wird es die dritte Kita in der Stadt sein. „Wir sind froh, unserer sozialen Verantwortung nachzukommen“, so Gottsmann. Interessant macht das Wohnen im „heidter carré“ aber auch das multimodale Mobilitätsangebot. Der öffentliche Bus hält direkt vor der Tür. Ihren Pkw-Stellplatz in der Tiefgarage können die Mieter nach Wunsch mit einer Ladestation für ein Elektroauto ausrüsten. „Die dafür notwendigen technischen Vorkehrungen haben wir schon angelegt“, erklärt Renner. Überdies können 36 batteriegestützte Fahrräder sicher untergestellt und geladen werden. 12 davon sind über einen separaten Zugang erreichbar und stehen der Nachbarschaft zur freien Verfügung. Klimafreundlich und energiesparend wohnen Schon während der Rohbauarbeiten gingen bei der gwg viele Anfragen ein. Nicht nur der Talblick, auch die barrierearme Gestaltung bis in die Tiefgarage, der gehobene Wohnstandard mit lichtdurchfluteten Räumen und großzügigen Balkonen machen den Reiz aus. Die Pluspunkte in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz stecken in dem Bau selbst, der dem KfW-Effizienzhausstandard 55 entspricht. „Das heißt, das Gebäude verbraucht nur 55 Prozent der Energie eines herkömmlichen Wohnhauses“, erklärt gwg-Architekt Klaus Feldhaus. „Außerdem haben wir uns für eine mineralische Fassadendämmung entschlossen, die Modern und nachhaltig: Wohnbedürfnisse sind oft nur durch Neubauten zu befriedigen. Die gwg trägt dem Rechnung durch ein Großprojekt im Quartier Heidt. Das „heidter carré“ wird nur der Energie eines herkömmlichen Wohnhauses verbrauchen. 40

Wärmeverluste niedriger hält als herkömmliches Material.“ Die hochdicht schließenden Fenster sind mit Fensterfalzlüftern ausgestattet, die für Frischluftzufuhr sorgen, während die Raumluft über die zentrale Abzugsanlage abgesaugt wird. „Geheizt wird über Fernwärme“, so Feldhaus, was sich neben der Teilbegrünung samt Wasserrückhaltung – zum Beispiel auf der Außenfläche der Kita über der Tiefgarage – positiv auf die Gesamtbilanz auswirkt. Das ganze Leben direkt vor der Tür Nach außen hin knüpft die Architektur an die Geschichte des Ortes an. Wie die noch erhaltenen Gebäudeteile an der Ostseite des Geländes, erhält der Neubau im Erdgeschoss eine Backsteinfassade. Die oberen Stockwerke in Staffelgeschoss-Bauweise werden hell verputzt und bekommen einen modernen Look. „Die Hanglage hat uns einige technische Herausforderungen beschert“, berichtet Feldhaus über den Baufortschritt. „Um den Baukörper sicher zu gründen, waren bis zu 80 Bohrpfähle nötig, die wir teilweise bis zu zwölf Meter tief in den Berg hineintreiben mussten.“ Im Spätsommer 2022 soll die Kita ihren Betrieb aufnehmen und die ersten Wohnungen bezogen werden. Dann können die gwg-Mieter erproben, was Stadtplaner weltweit von Paris über Detroit bis Melbourne anstreben: Leben in der Stadt der kurzen Wege, wo Wohnen, Einkaufen und Arbeiten sich nah sind. Setzt mit dem Neubauprojekt Maßstäbe: gwg-Architekt Klaus Feldhaus am „heidter carré“. Hat den Rundumblick: Wolfgang Renner ist bei der gwg zuständig für Portfoliomanagement und Finanzierung. 800m² große Kita, mit Platz für 4 Gruppen mit je 20 bis 25 Kindern. Es entsteht eine 13Mio. € Investitionen für das „heidter carré“: 42

Eine familienfreundliche Unternehmenskultur ist auch ein Zugewinn für das Unternehmen und ein wichtiger Aspekt im Bereich der Arbeitgeberattraktivität. Immer mehr Frauen und Männer wollen sich nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen, und dafür sind flexible, zeitgemäße Arbeitsplatzmodelle gefragt. Daniel Bruder, Ressortleiter Immobilienmanagement und Familienvater, berichtet von seinen Erfahrungen. Herr Bruder, wie haben Sie Ihre Elternzeit erlebt? Was waren für Sie persönlich die besonderen Momente? BRUDER: Ich komme gerade aus der Familienzeit, und diese zwei Monate waren für mich sehr spannend. Alles verlief ein bisschen anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Während Corona war es nicht möglich, in Urlaub zu fahren. Also haben wir die Zeit zu Hause verbracht. Das war auch gleichzeitig das Schöne daran: Ich konnte mich wirklich darauf fokussieren, meinen Sohn kennenzulernen und meiner Frau ein Stück weit Entlastung zu geben, und wir konnten einfach Zeit miteinander verbringen. Noch immer gehen Männer deutlich seltener in Elternzeit als Frauen. Setzen Sie als Führungskraft mit Ihrer Entscheidung ein Zeichen für Ihre Mitarbeiter:innen? BRUDER: Ich bin nicht in Elternzeit gegangen, um ein Zeichen zu setzen. Die Entscheidung habe ich für mich getroffen, und ich glaube, das muss auch jeder für sich persönlich entscheiden. Als gwg sind wir so aufgestellt, dass wir unseren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben können, in Elternzeit zu gehen. Und ich habe das für mich gerne in Anspruch genommen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schließt Elternzeit ebenso wie die Pflege von Angehörigen mit ein. Welche Voraussetzungen sind wichtig, um in diesen Situationen Privates und Arbeit in Einklang zu bringen? BRUDER: Das Wichtigste ist die Flexibilität – egal, ob es um Elternzeit geht oder um die Pflege von Angehörigen. Es muss die Möglichkeit geben, flexible Arbeitszeiten zu nutzen und mobil zu arbeiten. Außerdem muss zu Hause die entsprechende Hard- und Software verfügbar sein. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, dann kann man sich ganz gut darauf einstellen – sowohl auf Unternehmensseite als auch auf der Seite der jeweiligen Mitarbeiter:innen. Sind zukünftig weitere Schritte bei der gwg geplant, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstärkt zu ermöglichen? BRUDER: Grundsätzlich wollen wir mobiles Arbeiten stärker in den Fokus rücken und haben einen großen Umbau im Gebäude geplant, der dazu führen wird, dass für alle Mitarbeiter:innen noch 70 Prozent der Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Das heißt: Mobiles Arbeiten wird ein Thema sein. So hat jeder Mitarbeitende die Möglichkeit, seinen Alltag flexibel zu gestalten. Was ist Ihnen beim Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ besonders wichtig? BRUDER: Privat ist es mir immer wichtig, dass ich kontinuierlich für meine Familie da bin – nicht nur in den Wochen der Elternzeit. Ich möchte morgens mit meiner Familie frühstücken und abends, so oft es geht, meinen Sohn ins Bett bringen. Ich bin überzeugt davon, dass ich Familie und Beruf auch weiterhin übereinbringen kann. Familienmensch: Daniel Bruder, Prokurist und Ressortleiter Immobilienmanagement, engagiert sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Egal, ob frischgebackene Eltern oder Menschen, die Angehörige pflegen – Berufliches und Privates unter einen Hut zu bekommen ist nicht immer einfach. Dabei spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für eine gesunde Work-Life-Balance eine ganz besondere Rolle. „Ich möchte meinen Sohn, so oft es geht, ins Bett bringen.“ » Link zum Interview 45

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