Unternehmensbericht 20/21

* Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck / ** F!F, Initiative der deutschen Immobilienwirtschaft für mehr Frauen in Führungs- positionen. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. / *** Redaktionell bearbeitete Auszüge / **** Die Gründerin des Online-Möbelhauses Westwing. LINDNER: Ich empfinde meine Verantwortung gegenüber den Mitarbeiter:innen eher als Begleitung und Unterstützung. Es geht nicht darum, männliche und weibliche Führungskompetenzen zu vergleichen, sondern Unternehmen so divers wie möglich zu führen. Welche besonderen Vorteile sehen Sie? LINDNER: Insgesamt bekommen wir die Rückmeldung, dass wir in den Führungszirkeln auch emotionaler diskutieren können und dass dies als positiv wahrgenommen wird: Emotionalität als Erweiterung der Kompetenzbereiche. Diversität bezieht sich aber auf mehr: die jeweiligen Charaktere, die kulturellen Hintergründe, das Alter, die Erfahrungen und die persönlichen Werte. In unseren Führungsriegen gibt es nicht nur einen Wandel, weil Frau Schier und ich jetzt dazugekommen sind, sondern weil wir hier aktiv einen Kulturwandel betreiben – wir sind schon sehr bunt. Sie sind also in einem positiven Veränderungsprozess – was muss sich in Unternehmen noch bewegen, damit die Führungspositionen nachhaltig divers besetzt werden? LINDNER: Die Arbeitswelten müssen noch flexibler werden. Nicht nur für Frauen, sondern für alle Beschäftigten. Familienleben und Karriere dürfen sich nicht ausschließen: Elternzeit, Teilzeitmodelle und mobiles Arbeiten sind hier wichtige Themen. SCHIER: Eine unserer männlichen Führungskräfte ist in Elternzeit gegangen. Das war ein wertvolles Signal. Haben Sie Vorbilder? SCHIER: Eine schöne Frage, aber tatsächlich habe ich nicht das eine Vorbild. Es sind eher einzelne Eigenschaften von Menschen aus meinem Umfeld, die mich inspirieren. LINDNER: Delia Fischer****, die Gründerin von Westwing, hat schon sehr jung ein großes Unternehmen aufgebaut, ist visionär und mutig; hat jetzt ein Kind bekommen. Sie ist nicht mein Vorbild, aber sie inspiriert mich. ... während Nenja Lindner die Stabsstelle Marketing und Unternehmensentwicklung der gwg leitet. SCHIER: Ich habe meine Ausbildung 2016 abgeschlossen und dann erst einmal ein Jahr ausschließlich hier gearbeitet. Da war aber immer so ein Gefühl, dass mir noch etwas fehlt, und deshalb habe ich 2017 bis 2020 nebenberuflich den Lehrgang zur staatlich geprüften Betriebswirtin in Fachrichtung Wohnungswirtschaft und Realkredit gemacht. Die gwg hat mich in der Zeit der Weiterbildung immer unterstützt. Direkt nach dem Abschluss wurde mir die Stelle als Teamleiterin im Immobilienmanagement angeboten – das hat mich ein bisschen überrascht, aber auch gefreut. Es ist ganz klar eine Herausforderung, der ich mich aber gerne stelle. In meinem Team sind zwölf Mitarbeiter:innen. LINDNER: Auf jeden Fall haben wir gemeinsam, dass wir Eigengewächse sind. Bereits im zweiten Ausbildungsjahr bin ich in eine verantwortliche Position gerutscht. Ich sage bewusst gerutscht, denn das hatte ich nicht strategisch geplant. Im Hause wurde die Stabsstelle Unternehmenskommunikation frei, und ich bekam das Angebot, diese Position zu übernehmen: „Wir sehen Ihr Potenzial und wie engagiert Sie sind – haben Sie Lust?“ Ein großer Vertrauensbeweis der Geschäftsführung. Und ich hatte Lust. Genau wie Frau Schier habe ich mir gesagt: „So eine Chance bekommst du kein zweites Mal – einfach machen!“ Nach ein paar Wochen Einarbeitungszeit durch die ehemalige Kollegin war es mein Bereich – parallel zur Ausbildung. Gleich zu Beginn machte ich eine Zusatzqualifikation als Marketingreferentin; aber bis heute gehört das ständige Lernen, sei es theoretisch über Seminare oder praktisch durch mutiges Ausprobieren im Arbeitsalltag, ganz einfach dazu. So bin ich mit meinen Aufgaben gewachsen und habe viel mitentwickelt. Seit dem letzten Jahr bin ich auch Führungskraft. Das Thema Unternehmenskultur spielt bei der gwg eine große Rolle. Es gab viele Workshops und die Entwicklung von Cul- ture Hacks. Inwieweit spielt der Zusammenhalt im Team für Sie eine Rolle und welchen Einfluss hat er auf Ihre persönliche Führungskultur? SCHIER: Wir haben hier einen sehr kollegialen Umgang miteinander. Viele von uns kennen sich bereits seit der Ausbildung. Der ganz große Vorteil: Wir haben Vertrauen zueinander. So ist das Führen von Mitarbeiterentwicklungsgesprächen auf Augenhöhe – insbesondere dann, wenn tendenziell unangenehme Themen angesprochen werden müssen – durch ein vertrauensvolles Miteinander dennoch gut möglich. LINDNER: Begegnung auf Augenhöhe und Menschlichkeit sind für mich die Hauptzutaten, wenn wir von guter Führung sprechen. Für mich ist es wichtig, die Bedürfnisse und Lebensumstände der Kollegen zu kennen. Dazu kommen auf jeden Fall Offenheit und Transparenz im Handeln. Mein Führungsstil wird durch Empathie bestimmt. Auch Achtsamkeit ist ein Schlüsselbegriff für mich, damit wir gut und vertrauensvoll miteinander arbeiten können. SCHIER: Und: Zuhören – das ist ganz wichtig. Mit Jessica Schier und Nenja Lindner sind bei der gwg wuppertal zwei Frauen in die Führungsriege aufgestiegen. Beide haben ihre Ausbildung zur Immobilienkauffrau im Unternehmen absolviert. Ein Gespräch*** über Führungsstil, Visionen und Herausforderungen. Jessica Schier ist Teamleiterin im Immobilienmanagement ... 32 33

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