Unternehmensbericht 20/21

Wie gelingt es, dass in Wuppertal Quartiere lebendig und vielfältig bleiben, Gebäude modernisiert und dabei negative Veränderungen wie die Verdrängung langjähriger Mieter verhindert werden? LIEDTKE: Wir haben im Wuppertal Institut sehr gute Erfahrungen mit den Ansätzen der Reallabore und Living Labs gemacht, in denen Bürgerinnen und Bürger, Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen, Politik, Verwaltung und Wissenschaft kooperieren. Mit ihnen bietet sich die Möglichkeit, Schritte für eine Klimawende und nachhaltige Entwicklung gemeinsam und vor Ort zu entwickeln, zu gestalten, zu erproben und umzusetzen. Probleme – seien sie technischer, ökologischer, ökonomischer oder sozialer Art – lassen sich so erkennen und transparent verhandeln. Das ist ein wichtiger Schritt, um Missstände und auch Erfolge sicht- barer zu machen. Wenn wir Wohnen, Leben und Arbeiten unter einen Hut bringen wollen, ist das auch mit Verkehr verbunden. Was braucht es, um die für die Stadt Wuppertal so wichtige Mobilitätswende zu unterstützen – und wie kann die gwg dazu beitragen? LIEDTKE: Es gilt, eine Infrastruktur für nachhaltige Mobilität zu entwickeln, die an „Vermeiden, Verlagern und Verbessern“ orientiert ist. Das bedeutet weniger Straße, mehr und anderer ÖPNV, Fahrrad- und Fußwege und Flächen für eine lebenswerte Stadt der kurzen Wege und des Lebens zu schaffen – sei es privat und/oder beruflich, wenn dies möglich ist. Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie flexibel Arbeit sich oftmals oder zeitweise – natürlich nicht in allen Bereichen – gestalten lässt. Pendlerinnen und Pendler hatten plötzlich mehr Lebenszeit, die sie anders nutzen und einsetzen konnten – sei es in der Familie oder vor Ort in der Kommune. Es gilt, eine nahtlose Mobilität von Tür zu Tür zu gestalten, die Jung und Alt mit einbezieht und so Beruf und Alltag in Balance bringt. Zu Ihrer Frage, wie die gwg hierzu beitragen kann: Sie kann sich aktiv an Reallaboren beteiligen und mit den Menschen, insbesondere Mieterinnen und Mietern, nachhaltige Lebensräume für ein gutes Leben gestalten. Nichts weniger! Welche Meilensteine sehen Sie für ein lebenswertes Wuppertal der Zukunft – und welche Weichen müssen Ihrer Meinung nach dafür gestellt werden? Was kann die gwg als Mitgestalter dazu tun? LIEDTKE: Die von der Bundesregierung gesteckten Ziele der Klimaneutralität und Ressourcenschonung sind sicherlich die wichtigsten Meilensteine auch in der Zukunft Wuppertals. Städte wie Wuppertal sind Orte, an denen die dazu notwendigen Wenden zusammentreffen. Hier findet der Wandel zu einer sozial-ökologischen Zukunft in allen Lebens-, Produktions- und Konsumbereichen statt. Kurz: Hier in den Kommunen spielt die Musik! Die gwg kann beziehungsweise muss hier sogar zentral mitwirken. Sie sollte dafür die eigene Nachhaltigkeitsstrategie und das Nachhaltigkeitsmanagement ausbauen und die unternehmenskulturelle und -strategische Grundlage für ein nachhaltiges Unternehmen schaffen; das betrifft natürlich auch ihre gesamten Produkte: den Wohnraum und das Wohnumfeld – gesund, bunt, vielfältig, offen, resilient, agil, öffentlich und nah = lebenswert für alle in kultureller Vielfältigkeit von Lebensstilen und -formen. Sie muss sich an diesen Anforderungen und Ansprüchen transparent und nachvollziehbar messen lassen. Prof. Dr. Christa Liedtke Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut. „Wir haben im Wuppertal Institut sehr gute Erfahrungen mit den Ansätzen der Reallabore und Living Labs gemacht, in denen Bürgerinnen und Bürger, Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen, Politik, Verwaltung und Wissenschaft kooperieren.“ 48

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