Unternehmensbericht 21/22

30 Was hat Sie besonders beeindruckt beim Solar Decathlon? Faszinierend fand ich den Einfallsreichtum der verschiedenen Teams. Sie hatten ganz viele innovative Ideen zu den Themenstellungen und haben es trotzdem geschafft, anwendungs- relevante Vorschläge zu machen. Die Schwäche früherer Wettbewerbe war häufig, dass ziemlich realitätsferne Vorschläge entstanden sind, die aber für die Umsetzung in der Praxis keine Rolle gespielt haben. Die Teams beim Solar Decathlon waren innovativ und gleichzeitig ausgerichtet auf eine praktische Übertragung, das ist toll. Dann hat mich das Engagement, die Begeisterung der jungen Leute beeindruckt. Sie haben drei Jahre lang an ihren Pro- jekten gearbeitet und vor allem während der drei Wochen in Wuppertal wirklich Vollgas gegeben. Und für Wuppertal war der Solar Decathlon fantastisch – wir hatten die Chance, so viele Menschen nach Wuppertal zu holen, die sich für diese Themen interessieren. Das ist ein großer Gewinn für unsere Stadt. An welchen Stellen würden Sie sagen, dass Ideen vom Solar Decathlon schon Eingang ins heutige Bauen gefunden haben? Ganz klar nicht mehr wegzudenken ist das Thema Solar- energie als wesentliche Energieform. Das ist mittlerweile Standard. Das zweite Thema sind nachwachsende Rohstoffe, insbesondere das Verbauen von Holz. Das wird immer mehr Teil der Konzepte, die aktuell auf dem Tisch liegen. Sind nachhaltige Materialien, etwa beim Dämmen, oder Photovoltaikelemente überhaupt in den Mengen verfügbar, die ein großes Bauprojekt benötigt? Die Frage der Skalierung ist aus meiner Sicht die entscheidende. Die hochwertigen Ansätze, die dort zu sehen waren – etwa die vielen verschiedenen Gestaltungsarten von Solarmodulen – wurden teilweise in Handarbeit und mit einem enormen Aufwand geschaffen. Entscheidend wird sein, diese Ansätze in die kostengünstige Großserie zu übertragen. Dazu kann auch die steigende Nachfrage beitragen, da sich hierdurch die industrielle Massenfertigung erschließen lässt, was zu sinkenden Kosten führt. Wichtig ist dabei vor allem, dass schnell entsprechende Produktionskapazitäten geschaffen werden. Welche Impulse haben Sie für die gwg mitgenommen? Unsere Fachleute werden sich die Häuser im Living Lab in der nächsten Zeit noch einmal ganz in Ruhe detailliert ansehen und sicherlich viele gute Anregungen mitnehmen. Grundsätzlich stehen wir auch vor der Herausforderung, möglichst wenig Energie schon beim Bau oder bei der Renovierung eines Gebäudes aufzuwenden. Dieser Aspekt wird in der Zukunft noch stärker relevant für uns. Das heißt, in kurzer Zeit hat sich die Sicht auf Bauen stark verändert? Ja, das ist so. Nicht unbedingt durch den Solar Decathlon, sondern durch den Ukraine-Krieg, die dramatische Situation auf dem Energiemarkt, gestörte Lieferketten oder die hohe Inflation. Dadurch ist der Innovationsdruck in kurzer Zeit stark gestiegen. Wir brauchen neue Lösungen. Deshalb treffen die Ansätze des Solar Decathlon genau den Puls der Zeit. Was bedeuten die stark gestiegenen Energiepreise und die Versorgungsunsicherheit beim Gas für die gwg? Das ist ein Riesenthema für uns, weil viele unserer Kunden über einen schmalen Geldbeutel verfügen und nicht die Reserven haben, um solche steigenden Kosten ohne Weiteres abzufedern. Deshalb ist es umso wichtiger, durch die Senkungen des Energieverbrauchs und regenerative Energieformen unabhängiger von Gas und Öl zu werden. Wir beschäftigen uns auf allen Ebenen intensiv mit Lösungsmöglichkeiten. Vielen Dank für das Gespräch. Dieses Gespräch führte Tanja Heil, freie Journalistin. Lösungen, die den Puls der Zeit treffen. INTERVIEW MIT DEM GESCHÄFTSFÜHRER OLIVER ZIER 28

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