Unternehmensbericht 24/25

Zum einen ist ein Projekt immer mit Managementaufgaben verbunden – also mechanisch betrachtet, dass Prozesse und Prozessgruppen durchgeführt werden. Gleichzeitig ist es auch ein Führungsmodell. Bei tieferer Beschäftigung mit dem Thema ist erkennbar, dass jedes Projekt einmalig ist, einen Innovationscharakter hat und unter hohem Leistungs- und Erfolgsdruck mit Unsicherheiten sowie Risiken verbunden ist. Inwieweit gelingt es dem/der Projektleiter:in, sowohl sich selbst als auch die Projektmitglieder weiterzuentwickeln und auf ein neues Niveau zu heben? Der/die Auftraggeber:in mag den Fokus auf Qualität, Zeit und Kosten legen – was natürlich wichtig ist. Doch um diese Ziele zu erreichen, braucht es vor allem die Menschen dahinter und deren persönliches Wachstum. Wie gehen sie mit den Phasen des Projekts um? Wie gut schaffen sie es, sich proaktiv zu vernetzen, Probleme aktiv anzugehen und Impulse zu geben? Als Projektleiter:in schwankt man auch mal zwischen Höhen und Tiefen – was kann ich daraus lernen? Welche verborgenen Potenziale und Herausforderungen werden sichtbar? Ein Projekt ist ein Lernprozess, der nicht nur die Teammitglieder, sondern auch die Organisation insgesamt voranbringt. Jedes erfolgreich abgeschlossene Projekt fungiert als Positivbeispiel – als Multiplikator im Unternehmen. Es zeigt, was möglich ist, und beeinflusst die Motivation positiv. Welche Rolle spielt in diesem Themenkomplex die Prozessoptimierung durch die digitale Transformation? Inwieweit ist dies auch ein Aspekt der Unternehmenskultur? Zunächst einmal: Keep it simple. Viele, vor allem privatwirtschaftliche Unternehmen überholen sich in ihrer Geschwindigkeit selbst. Sie treiben Veränderungen in so einem Maße voran, so auch bei dem Thema Digitalisierung, dass die Organisation letztlich gar nicht mitkommt. Überforderung ist ein reales Risiko-Szenario. Auch beim Projektmanagement gilt die goldene Regel: So viel Projektmanagement wie nötig, aber nicht so viel wie möglich. Meine allgemeine Maxime lautet, die Entwicklung einer Organisation bei den Menschen anzusetzen und Zeit zu lassen. Was bedeutet das konkret bezogen auf die soeben erwähnte digitale Transformation? Digitalisierung ist etwas, was von außen auf das Unternehmen zukommt. Innerhalb einer Organisation kann es sehr verschiedene Anschauungen darüber geben, was Digitalisierung überhaupt meint. Und wieder: Die Entwicklung muss vom Selbstverständnis zur Strategie und zur Kompetenzentwicklung führen. Wir definieren, was im jeweiligen Fall die digitale Grundkompetenz darstellt und über welche digitale Grundkompetenz wir verfügen, um zu ermitteln, wofür wir sie brauchen und wie wir sie weiterentwickeln. Im nächsten Step kommen die für die gesteckten Ziele erforderlichen Tools. Sie haben gerade anklingen lassen, dass das digitale Mindset in einem Team sehr heterogen sein kann … Selbst auf Projektleiter-Ebene gibt es ganz unterschiedliche Nutzungsqualitäten, Bedürfnisse und Bedarfe im Umgang mit Projektmanagement-Tools, beispielsweise mit Asana. Dies wurde auch im Projektleiter-Workshop klar. Der eine nutzt es vielleicht als Gedächtnisstütze, der andere punktuell nach Thema, der Dritte pflegt alles immer ein. Digitale Grundkompetenz ist eine Basiskompetenz, keine Frage. Aber was braucht es für politische, regulatorische, konjunkturelle Rahmenbedingungen? Wohnungsunternehmen sind in der Umsetzung von Regularien sehr stark. Wenn sich jedoch Förderbedingungen alle 14 Tage ändern, wenn die politischen Anforderungen immer enger und Anforderungen immer strenger werden, stoßen wir an Grenzen. Die Entwicklungen der letzten zehn Jahre haben den Horizont für Bestandsentwicklungsstrategien sehr eingeschränkt; heute fährt man nur noch auf Sicht. Wir müssen jedoch wieder in die Planbarkeit kommen und dafür entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Vielen Dank für das interessante Gespräch. Christian Thomas, B.A. Real Estate mit breitem Wissenshintergrund zu Fragen von Nachhaltigkeit und Ökonomie, begleitet als Trainer, Moderator und Mediator für die EBZ Akademie unter anderem Dialog- verfahren zu Quartiersentwicklungsprozessen, Veränderungsprozesse und Konfliktmoderationen.

RkJQdWJsaXNoZXIy NjAxNTI=