31 | INNOVATIONSMANAGEMENT Eine richtig gute Idee. Feucht und muffig, sind Keller oft echte Sorgenkinder – besonders in alten Gebäuden. Die übermäßige Feuchtigkeit kann Schimmel, Schäden an der Bausubstanz und vieles mehr verursachen. Das kennt auch Babette Lamm, Malerin und Lackiererin bei der gwg, aus eigener beruflicher wie privater Erfahrung: „Ich wohne in einem sehr alten Fachwerkhaus. Da ist das ein wiederkehrendes Thema. Deshalb habe ich mich intensiv mit Ursachen und möglichen Lösungen beschäftigt und mich gefragt: Gibt’s vielleicht andere Wege, um die Feuchtigkeit im Keller in den Griff zu kriegen – Wege, die weniger Nachteile und Risiken haben als die konventionellen Methoden?“ Babette Lamm weiß, dass es kein Kinderspiel ist, alte Keller „trockenzulegen“. „Das sollte man nicht unterschätzen. Dabei können viele Fehler passieren und manchmal macht man die ganze Sache dann sogar noch schlimmer.“ Während sie nach geeigneten Verfahren für ihr eigenes Haus suchte, trieb Babette Lamm auch der Gedanke um, wie man die Situation in den älteren Gebäuden der gwg verbessern könnte: „Manche sind an die 100 Jahre alt, es gibt dort ähnliche Probleme wie bei mir zu Hause.“ Neue Wege: Geht das nicht auch anders? „Die meisten Keller in alten Häusern sind einfache Konstruktionen“, erklärt die Handwerkerin mit einem Faible für alte Bücher, Bilder und Bauten. Die damalige Bauweise sei mit dem heutigen Standard nicht vergleichbar. „Moderne Kellerwände werden meist gegossen oder mit fertigen Elementen gebaut. Früher wurde mit Materialien gebaut, die man gerade zur Hand hatte: Ziegel, Natursteine, Lehm. Es wurde ein Loch gegraben, Steine reingeschichtet und dann, wie hier im Bergischen, das Fachwerk darüber gesetzt, ausgefüllt – fertig war die Wand.“ Diese Materialien erfordern eine andere Herangehensweise als moderne Baustoffe. Naturstein zum Beispiel soll sogar ein bisschen feucht sein. „Wenn man den komplett austrocknet, kann er kaputtgehen. Beim Abdichten mit Dämmung oder wenn man modernen Putz anbringt, kann man den gegenteiligen Effekt erzielen: Wenn die Wände oder Kellerdecken nicht mehr atmen können, bilden sich Salzausblühungen oder Kondenswasser durch aufsteigende Feuchtigkeit und es tropft von der Decke, Schimmel inklusive.“ Eine knifflige Angelegenheit. Babette Lamms Fazit lautet daher: „Bei alten Gebäuden ist es oft schwer zu wissen, welche Bausubstanz man vor sich hat. Das herauszufinden, ist aufwendig und teuer – vor allem bei Häusern mit Zwischenwänden im Keller. Meine Erfahrung ist: Wenn man moderne Baustoffe oder chemische Verfahren in alten Kellern verwendet, geht das meistens daneben.“ Eigenständige Problemanalyse und Lösungsfindung. Kurzum: Was tun? Babette Lamm suchte nach einer modernen, minimalinvasiven, schonenden Methode, die bei aufsteigender Feuchtigkeit funktioniert, und stieß auf die sogenannte Osmosetrocknung, auch Elektroosmose genannt. Hierbei handelt es sich um eine elektrophysikalische Mauerentfeuchtung, bei der das Grundprinzip genutzt wird, dass Wasser innerhalb eines elektromagnetischen Feldes immer vom Plus- zum Minuspol wandert. Dabei werden Elektroden in die Mauer eingebracht, die ein schwaches elektromagnetisches Feld erzeugen. Dadurch bewegt sich Wasser innerhalb der Wand vom Plus- zum Minuspol, entgegen der aufsteigenden Feuchtigkeit. „Die Kapillarität des Wassers wird sozusagen umgekehrt“, erläutert Babette Lamm. „Auf diese Weise wird das Wasser wieder nach unten in den Boden gedrängt und der Baustoff trocknet aus, jedoch nur so weit, wie der jeweilige Baustoff es zulässt. Das ist bei Beton anders als bei Naturstein. Der Keller ist im Prinzip trocken, egal, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist.“
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