Unternehmensbericht 22/23

38 39 PERSPEKTIVEN, MACHBARKEIT, ENTWICKLUNG Die Energiewende kommt nicht zum Nulltarif. Sie bedeutet eine nie da gewesene Flut an notwendigen Veränderungen binnen kürzester Zeit. Bei allem Tatendrang, Optimismus und den sich rasant entwickelnden technischen Möglichkeiten: Am Ende des Tages müssen die entsprechenden Maßnahmen auch finanziert werden. Im Streben, eventuelle Mehrbelastung für unsere Kund:innen gering zu halten, suchen wir unentwegt nach Lösungen – und finden sie unter anderem in Kooperationen mit der freien Wirtschaft. Die Reise in die Zukunft der Energieversorgung gleicht einer Entdeckungsfahrt durch ein uns unbekanntes Land – allerdings ohne Navi und Landkarte. Wir kennen unser Ziel, wissen jedoch nicht genau, über welche Wege wir dorthin gelangen können. Was vor allem daran liegt, dass sie nie zuvor befahren wurden. Also heißt es: Aufs Ankommen fokussieren, keine Scheu vor Abfahrten und rechtzeitig umkehren, wenn sich ein Weg als Sackgasse herausstellt. Vor allem aber gilt: in Bewegung bleiben. Als Antriebsstoff dabei unverzichtbar: die finanziellen Mittel. So weit, so gut. Wenn man so will, befinden wir als gwg uns schon seit einiger Zeit gut auf der Strecke. Unser Ziel haben wir mit dem Klimapfad 2045 definiert. Wir fahren auf Sicht, umgehen Staus oder tragen dazu bei, diese aufzulösen, indem wir neue Routen einschlagen. Um bei der Energie- und Wärmewende voranzukommen, prüfen und testen wir immer wieder neue Ansätze: Sektorkopplung, Solarbedachung, Vertical Green, Dachbegrünung und vieles mehr – alles unter Berücksichtigung des Artenschutzes und natürlich der Finanzierbarkeit. Da kann es nur Stück für Stück vorangehen. Einnahmen durch intelligente Fahrweise. Unser Bestand von aktuell 759 Hausnummern lässt keinen anderen Weg zu, als einzelne Streckenabschnitte festzulegen und diese nach und nach zu meistern. So schauen wir für jedes einzelne Quartier: Welche Wärmeversorgung bzw. Energieversorgung wird aktuell genutzt? Welche zukünftige Lösung ist die jeweils beste und dabei preisgünstigste? Und wie lassen sich damit für uns neue Einnahmen erzielen? Ein naheliegender Gedanke: durch Selbermachen. Doch so einfach ist das nicht. Zahlreiche Business Cases brachten ein eindeutiges Ergebnis: Im besten Fall errichten wir als gwg PV- und Wärme-Anlagen selbst und vermarkten die damit selbst produzierte Energie direkt an unsere Kund:innen. Und wo sich dies als realisierbar herausstellt, da wird es auch umgesetzt werden. Allein: Bei der Menge an Gebäuden und dem damit hohen Bedarf an Energie trifft das Selfmade-Modell bald an seine Grenzen. Fahrgemeinschaften bilden. Hohe Investitionen zur Errichtung von Anlagen zur Energiegewinnung sind allein nicht stemmbar. Niemand hat die Kapazitäten und die Expertise, all das allein umzusetzen. Also braucht es neue Modelle, neue Kooperationen und ein neues Denken. Ein gelungenes Beispiel ist der in diesem Jahr erfolgte Schulterschluss zwischen Wohnungs- und Energiewirtschaft. Mit dem Zusammenrücken dieser beiden Zweige, welches auch bei den letzten Verbandstagen der Wohnungswirtschaft deutlich wurde, ergeben sich große Potenziale und Synergien. So planen wir mit den Wuppertaler Stadtwerken den Bau des größten Solarkraftwerks der Stadt. Schon mittelfristig könnte die Stromproduktion ein weiteres wirtschaftliches Standbein neben den Mieteinnahmen sein. Durch Projekte wie dieses tragen wir zur Energiewende bei und haben etwas, was wirtschaftlich für uns funktioniert und dabei unseren Kund:innen Vorteile bietet. Vorankommen fördern. Was für den Energiesektor gilt, trifft auch für den Bereich Bau zu. Ob Neubau oder Modernisierung: Bei drastisch steigenden Bauwerkskosten, allgemeiner Inflation und extremem Zinsanstieg kann der Antrieb nicht allein vonseiten der Wohnungswirtschaft und der Investoren kommen. Da die Miete mittelfristig nicht zur Refinanzierung von Baukosten ausreichen wird, ist gezielte Förderung durch die Politik unabdingbar. Die Energiewende braucht Durchschlagskraft. Ohne kluge Förderpolitik kein bezahlbares Wohnen. Es wird entweder unsozial oder nicht ökologisch – und schon stehen wir auf dem Weg zur Wende im Stau. Den Spagat hinzubekommen, daran müssen alle gemeinsam arbeiten. Wir sind dabei. Mit unserem großen Netzwerk in der Wohnungswirtschaft. Mit Kooperation aufseiten der freien Wirtschaft. Und mit bereits 86 Jahren Erfahrung auf der Straße und dem festen Blick aufs Ziel am Horizont. „Das Verständnis für selbstverant- wortliches Denken und Handeln hat bei uns auch intern noch mal einen großen Sprung gemacht.“ Oliver Zier, Geschäftsführer

RkJQdWJsaXNoZXIy NjAxNTI=